Fragen und Antworten

Oft gestellte Fragen

Wir beantworten Sie gern.

Warum kein Nationalpark, die Egge ist doch besonders vielfältig?

Wir können gerade diese Vielfalt in ihren unterschiedlichen Lebensräumen nur bewahren, wenn die Egge kein Nationalpark wird. Die Artenvielfalt ist durch die derzeitige Nutzung nicht gefährdet, sonst wären diese Tiere und Pflanzen schon lange verschwunden. Es gibt also keinen Grund, einen Schutz über die bestehenden Schutzgebiete hinaus zu etablieren!

Was spricht gegen die Entwicklung hin zu einem Urwald, wie es ihn früher einmal gab?

Es gab schon seit mindestens 2.000 Jahren keinen Urwald mehr in Mitteleuropa. Und vom Mittelalter bis in die Neuzeit war der Holzbedarf für Heizung, Bautätigkeit, Schiffsbau und Köhlerei so hoch, dass kaum noch Waldflächen existierten. Der Rest wurde durch Haustiere genutzt, die zur Mast in den Wald getrieben wurden. Erst seit etwa 300 Jahren mit Aufkommen der Kohlenutzung wird Wiederaufforstung betrieben. Wir verdanken den heutigen Wald unseren weitsichtigen Vorfahren.

Was ist ein Nationalpark?

Ein Nationalpark ist ein Großschutzgebiet und weitgehend naturbelassen. Die Natur mit Flora und Fauna soll sich ohne den direkten und indirekten Einfluss von Menschen entwickeln und sich seinem unberührten Ur-Zustand wieder annähern. Die Gebiete müssen besonders schützenswerte Arten aufweisen, um den höchsten Schutzstatus, nämlich den des Nationalparks, zu erhalten. In vielen Nationalparken wird der Prozessschutz angewandt, eine Strategie für Naturschutz, die darauf abzielt, dass sich die Natur natürlich-dynamisch, unvorhersehbar und sich selbst überlassen entwickeln kann.

Auf welcher Fläche könnte der Nationalpark Egge entstehen?

Ein möglicher Nationalpark Egge würde sich auf Staatsforst-Flächen in einem nur wenige Kilometer schmalen und rund 48 Kilometern langen Korridor von Norden (Kreis Lippe) nach Süden (Hochsauerlandkreis) erstrecken und dabei größtenteils in den Kreisen Paderborn und Höxter liegen. Die Gebietsgröße würde etwa 12.250 Hektar betragen und ausschließlich aus Flächen des Landes NRW bestehen. Die mögliche Fläche ist von Bahnlinien, Landes- und Bundesstraßen sowie der Autobahn 44 zerschnitten. Die Befürworter wollen mittelfristig weitere Flächen in einen möglichen Nationalpark integrieren.

Warum ist es besser, die Flächen in der Egge nicht sich selbst zu überlassen?

Die überwiegenden Baumarten in der Egge (Fichten, Buchen und Eichen) kommen immer schlechter mit den Klimaveränderungen zurecht. Die Fichten leiden stark unter der Trockenheit und dem damit einhergehenden Befall und Schaden der Borkenkäfer. Hier liegen die Gründe, weswegen die Fichte in der Egge praktisch komplett abgeholzt werden musste und weder durch Naturverjüngung noch über Wiederaufforstung eine Zukunft hat. Ebenso tut sich die Buche mit der Trockenheit immer schwerer und wird nach und nach zumindest an den trockenen Standorten in der Egge absterben. Mit aktiver Aufforstung, auch oder besonders von nicht heimischen Arten, die besser mit der zunehmenden Trockenheit zurechtkommen, kann dem Absterben der heimischen Arten begegnet werden. Zum Teil wird diese Aufforstung, unter anderem mit der Küstentanne und der Douglasie, bereits vorgenommen und scheint erfolgversprechend zu sein. Sollte eine der fünf neu gepflanzten Arten (Kiefer, Kirsche, Esskastanie, Küstentanne und Douglasie) nicht gesund wachsen, bleiben immer noch vier weitere. Klimaresistente Baumarten sind das, was die Egge braucht und deren Anpflanzung nur von Menschen erfolgen kann.

Was passiert mit den standortfremden Gehölzen in einen Nationalpark?

Was standortfremd ist, gehört laut Definition nicht in einen Nationalpark. Um die Bäume absterben zu lassen, würden sie geringelt. Das wertvolle Nutzholz ginge verloren

Welche Rolle spielt die Senne bei den aktuellen Nationalpark-Plänen?

Es gab bereits Anfang der 1990er-Jahre Überlegungen, einen Nationalpark im Gebiet der Senne, Egge und des Teutoburger Walds einzurichten. Ende 2012 kamen die Bemühungen aus unterschiedlichen Gründen zum Erliegen. Wegen der Weiternutzung des Truppenübungsplatzes (in der Senne) vom britischen Militär stand und steht dieses Gebiet auch in der nahen Zukunft erstmal nicht mehr für die Ausweisung eines Nationalparks zur Verfügung. Die Befürworter eines Nationalparks haben sich deswegen auf die Egge verlegt, um die Tür für die Senne aufzuhalten. Sobald sie nicht mehr militärisch genutzt wird, könnte die Senne so relativ einfach dem Nationalpark Egge angegliedert werden.

Wie ist der aktuelle Stand und wie läuft der Bürgerentscheid ab?

Nach den beiden erfolgreichen Bürgerbegehren in den Kreisen Paderborn und Höxter haben die beiden Kreistage am 18.März den Auftrag der Bürgerbegehren, sich um einen Nationalpark zu bewerben, abgelehnt. Aus diesem Grund kommt es zu einem Bürgerentscheid. Ein Bürgerentscheid ist als gleichwertig zu einem Kreistagsbeschluss anzusehen. Die Bürger entscheiden dann anstelle des Kreistages. Es wird ausschließlich eine Briefwahl geben, bei der es um die Beantwortung der Ja- oder Nein-Frage einer Nationalpark-Bewerbung für die Egge geht. Die Wahlunterlagen werden automatisch per Post bis voraussichtlich Ende Mai zugestellt, müssen also nicht angefordert werden. Wahlberechtigt sind alle Über-16-Jährigen eines Kreises, die bei Kommunalwahlen ebenso stimmberechtigt sind. Stimmen mindestens 15 Prozent der Wahlberechtigten im Kreis Paderborn mit „Ja“ (bei gleichzeitiger Mehrheit aller Stimmen), so ist der Bürgerentscheid erfolgreich. Umgerechnet sind das circa 37.500 Menschen, die für eine Nationalpark-Bewerbung stimmen müssen. Im Kreis Höxter müssen mindestens 20 Prozent für eine Bewerbung stimmen, umgerechnet sind das etwa 23.000 Menschen, die zudem die Mehrheit gegenüber den Gegen-Stimmen erreichen müssen.

Was genau steht im Koalitionsvertag der schwarz-grünen Koalition auf Landesebene?

Unter dem Punkt „5. Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz“ (weiter unter „Naturschutz“) steht folgender Satz zu einem zweiten Nationalpark in Nordrhein-Westfalen: „Wir wollen einen zweiten Nationalpark ausweisen und werden dazu einen Beteiligungsprozess initiieren.“ (Seite 31, Zeile 1468). Das ist alles.

Kommt der Luchs in einen Nationalpark zurück?

Deutschlands größte Raubkatze ist im Kreis Paderborn heimisch, anders als etwa im Nationalpark Eifel. Dort gab es den Luchs vor der Einrichtung des Nationalparks, danach wurde die Art nicht mehr gesichtet. Die Sichtung des Luchses im Kreis Paderborn spricht für den schon jetzt guten Natur- und Artenschutz.

Droht der Egge ohne Nationalpark der Kahlschlag?

Genau das Gegenteil ist der Fall. Kahlschlag gibt es generell nicht mehr, da sich die Bewirtschaftung von Wäldern nachhaltig verändert hat. Wälder werden heute naturnah bewirtschaftet. Was allerdings sicher ist: die vorherrschenden Baumarten, wie die Fichte und Buche, haben mit den veränderten Klimabedingungen zu kämpfen. Mit der Anpflanzung von Arten, die besser mit den wärmeren Temperaturen und der Trockenheit zurechtkommen, können die Waldflächen breiter aufgestellt werden und die Egge so weiter forstwirtschaftlich genutzt werden.

Droht den Buchenwäldern in der Egge das gleiche Kalamitätsschicksal?

Die Trockenheit setzt auch den Buchenbeständen in der Egge zu. Auch hier drohen insbesondere auf trockenen Flächen Kalamitäten und auch hier macht der Umbau in einen klimaresistenten Mischwald Sinn.

Welchen Mehrwert bringt ein Nationalpark gegenüber der jetzigen naturnahen Nutzung?

Der Mehrwert, den ein Nationalpark hätte, ist gering. Durch den unterschiedlichen Schutzstatus der Gebiete in der Egge wird bereits jetzt bei der Bewirtschaftung und Nutzung auf Naturschutz geachtet. Der Mehrwert für die hier lebenden Arten wäre ebenfalls gering.

Was ist eine Kalamitätsfläche?

Eine Kalamitätsfläche beschreibt eine Fläche, auf der die wachsenden Pflanzenkulturen übermäßig von Schädlingen befallen werden. Dies bedeutet in der Forstwirtschaft beispielsweise eine durch Sturm, Hagel, Trockenheit (abiotisch) oder Insekten, Pilze (biotisch) bedingte Waldvernichtung.

Was unterscheidet den Schutzstatus der Egge von dem eines Nationalparks?

Große Teile der angedachten Nationalpark-Fläche in der Egge sind bereits gut geschützt, zum Beispiel als Naturwaldzellen, Wildnisentwicklungsgebiete, FFH-Gebiete, Vogelschutzgebiete und Naturschutzgebiete. In vielen dieser Schutzkategorien darf weiterhin Holzwirtschaft stattfinden, bzw. der Mensch darf in einem bestimmten Umfang in die Natur eingreifen. In einem Nationalpark darf der Mensch nur sehr begrenzt Einfluss nehmen, daher herrscht zum Beispiel auch in der Kernzone (75 Prozent der gesamten Fläche) Betretungsverbot. Mit den aktuellen Schutzgebieten kann eine Koexistenz von Flora und Fauna auf der einen Seite und dem Menschen auf der anderen Seite stattfinden. Es können also auch menschliche Eingriffe in die Natur erfolgen, die hilfreich für eine positive Entwicklung sind. Dies ist in Nationalparken nicht oder nur unter extrem strengen Bedingungen möglich.

Warum steht die Egge im Fokus für einen möglichen zweiten Nationalpark in NRW?

Dafür gibt es viele verschiedene Gründe. Die Diskussion um einen Nationalpark im Gebiet der Senne, Egge und des Teutoburger Walds gibt es schon seit über 30 Jahren und wurde 1991 sogar vom Landtag angestoßen. 1998 hat sich ein Förderverein gegründet, der die Nationalpark-Idee unterstützt und die Diskussion immer wieder antreibt. 2010 wollte die damalige Landesregierung, genau wie die aktuelle, einen zweiten Nationalpark in NRW ausweisen. Das ursprünglich angedachte Gebiet der Senne stand aufgrund der militärischen Nutzung nicht zur Verfügung, weswegen das Vorhaben scheiterte. Die Egge ist zunehmend in den Fokus gerückt, jedoch sind auch hier alle Bemühungen in der Vergangenheit im Sande verlaufen, da ein Nationalpark von der Region abgelehnt wurde.

Welche Gründe sprechen gegen einen Nationalpark in der Egge?

Die Wirtschaft erwartet, mit Ausnahme des Tourismus, negative Auswirkungen. Besonders die Forst- und Holzwirtschaft muss Einbußen hinnehmen. Möglich sind ein jährlicher Umsatzverlust von 40 Millionen Euro, der Verlust von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung, was eine Schwächung des Clusters Forst und Holz in OWL nach sich ziehen würde. Auch andere Unternehmen bangen um ihre Existenz, da sie zum Beispiel Flächen angepachtet haben, die in der möglichen Gebietskulisse liegen.

Aus ökologischer Sicht betrachtet ist die Egge bereits zu großen Teilen geschützt (Naturwaldzellen, Wildnisentwicklungsgebiete, FFH-Gebiete, Vogelschutzgebiete und Naturschutzgebiete). Angepflanzte klimaresiliente Baumarten (Douglasie und Küstentanne) müssten dem Wald wieder entnommen werden, da sie keine heimischen Baumarten sind. Auf Kalamitätsflächen werden voraussichtlich, ohne menschliches Eingreifen, Fichten-Monokulturen nachwachsen und es ist mit einem Anstieg von Wildschäden zu rechnen. Die Buche hat Probleme auf trockeneren Böden, weswegen vermehrt Totholz entstehen wird, was wiederum zu einer erhöhten Waldbrandgefahr führt. Klimaschutz kann nicht bedeuten, dass benötigtes Holz aus anderen Regionen importiert werden muss, obwohl eigene Flächen dafür zur Verfügung stehen.

Sollte ein Nationalpark kommen, bliebe das Potenzial für Windenergie in der Egge ungenutzt. Im engen Umkreis der angedachten Gebietskulisse stehen bereits Anlagen. Hier könnte es Konflikte über Schutzbabstände geben, die in einer frühzeitigen Abschaltung der Anlagen resultieren könnten. Zudem ist ein großer Umsatzverlust erwartbar.

Für die Erholung und Freizeit der heimischen Bevölkerung wäre ein Nationalpark nicht förderlich. Bestehende Wanderwege würden massiv zurückgebaut und der generelle Zugang in die Egge erschwert werden.

Erhöht sich durch die Stilllegung der Flächen das Waldbrandrisiko?

Grundsätzlich ist das Waldbrandrisiko auf Grund der veränderten Klimabedingungen gestiegen. Erschwerend hinzu kommen die großen, vergrasten Schadflächen. Insbesondere im Frühjahr steigt durch das trockene Gras aus dem letzten Jahr das Waldbrandrisiko erheblich. Auf Dauer führen große Mengen an Totholz zu einem erhöhten Waldbrandrisiko.

Gehören Waldbrände nicht zu den natürlichen Abläufen in einem Wald?

Grundsätzlich gehören Waldbrände zu einer natürlichen Waldentwicklung. Wir leben aber in dicht besiedelten Gebieten, Ortschaften wie Herbram Wald oder Blankenrode reichen direkt an die Wälder der Egge heran und wäre bei größeren Waldbränden unmittelbar gefährdet.

Wo ist der Unterschied, auch jetzt können diese Flächen brennen?

Das ist richtig, allerdings gibt es derzeit ein großes Netz an befahrbaren Wegen, Feuerwehrfahrzeuge können die meisten Bereiche der Egge gut erreichen. Wenn die meisten dieser Wege zurückgebaut werden können die Löschfahrzeuge die Brandherde nicht mehr erreichen. Im Harz musste zuletzt Hilfe von Löschflugzeugen aus Italien angefordert werden. Mittlerweile wurden Löschwasserzisternen eingerichtet und ein eigenes Löschflugzeug angeschafft.

Wer trägt die Kosten für die zusätzlichen Aufwendungen beim Brandschutz?

Für die Brandbekämpfung und allen damit verbundenen Investitionen sind die Kommunen zuständig.

Warum kann man die Natur nicht einfach Natur sein lassen?

Die Natur entwickelt sich hier langfristig Richtung Wald. Das ist gut für Waldbewohner aber alle anderen Lebensräume mit ihrer hohen Biodiversität bleiben auf der Strecke, wenn sie nicht gepflegt werden. Und ganz kann man die Natur nicht Natur sein lassen, dazu sind unsere möglichen Nationalparkflächen nicht groß genug. Eingriffe wollen selbst Nationalparkbefürworter. Mittelfristig, unter dem Etikett Entwicklungsnationalpark, und langfristig geht es nicht ohne Jagd. Der Klimawandel gefährdet unsere derzeitigen potenziell natürlich vorkommenden Arten erheblich! Wir laufen Gefahr etwas zu fördern, das durch die Klimaveränderungen bedroht ist. Im Ergebnis stehen wir wieder vor riesigen Kahlflächen. Auch die potenziell natürliche Vegetation wandelt sich zusammen mit den Klimaveränderungen, die natürliche Wanderung von Arten verläuft viel zu langsam.

Man kann doch auch in einem Nationalpark wandern und Rad fahren. Wo liegt das Problem?

Ja, das ist richtig, allerdings wird die Anzahl der vorhandenen Wege deutlich reduziert. An einigen Stellen werden gezielt Touristenhotspots ausgebaut mit riesigen Parkflächen, Toilettenhäuschen und Hinweisschildern. Diese Hotspots sind stark frequentiert, von einem ruhigen und einsamen Waldspaziergang kann man dort nur noch träumen.

Wie bewerten die IHK Ostwestfalen und IHK zur Lippe in ihrem Positionspapier die Egge, den Teutoburger Wald und die Senne als mögliche Nationalpark-Kulissen?

Für einen Nationalpark in der Egge erwartet die IHK zwar positive Auswirkungen in der Tourismusbranche. Trotzdem überwiegen die Nachteile der Forst- und Holzwirtschaft sowie der Windenergie-Branche. Der wirtschaftliche Nutzen könne keinesfalls den Schaden, der mit einer Nationalpark-Ausweisung einhergehe, ausgleichen.

Bereits 2012 gab die IHK ein Gutachten für die Eignung des Teutoburger Walds als Nationalpark in Auftrag. Die Ergebnisse wurden mit der im Jahr 2023 durchgeführten Befragung bestätigt. Die Forst- und Holzwirtschaft wäre, wie auch bei der Egge, negativ betroffen. Zudem befinden sich der Großteil der Flächen im Privatbesitz, gehören also nicht dem Land Nordrhein-Westfalen.

Welche möglichen Standorte stehen in NRW noch zur Debatte?

Insgesamt sechs Gebiete in Landeseigentum eignen sich laut dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen derzeit für mögliche Nationalparke. Dazu zählen neben der Egge auch der Arnsberger Wald (Hochsauerlandkreis), das Ebbegebirge (Märkischer Kreis), der Hürtgenwald (Städteregion Aachen), der Reichswald (Kleve) und der Rothaarkamm (Siegen-Wittgenstein). Von der IHK Ostwestfalen wurde das Naturschutzgebiet Großes Torfmoor zusammen mit dem EU-Vogelschutzgebiet Bastauniederung im Kreis Minden-Lübbecke als mögliche Kulisse bezeichnet. Bewerbungen aus anderen Regionen, auch ohne Flächen im Landesbesitz, sind möglich. Allerdings gibt es bislang aus anderen Regionen NRWs keinerlei Signale, dass sie sich um einen Nationalpark bemühen wollen. Insgesamt lässt sich landesweit geringes Interesse an einer Nationalpark-Bewerbung erkennen

Wie wirkt sich ein Nationalpark auf die heimische Holz-, Forst- und Landwirtschaft aus?

Es wird ein massiver Verlust von Arbeitsplätzen in der Forst- und Holzwirtschaft erwartet, da der Brenn- und Bauholzbedarf künftig aus fernen Regionen gedeckt werden muss. Das führt zu langen Transportwegen, schlechter Klimabilanz und hohen Kosten. Landwirte befürchten zudem „Pufferzonen“, also einen besonderen Umgebungsschutz im Randbereich eines möglichen Nationalparks. Hier muss die Landwirtschaft mit zusätzlichen Auflagen in der Bewirtschaftung rechnen. Der wirtschaftliche Schaden in der Region wird laut einer IHK-Studie auf über zehn Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Die Landwirtschaft befürchtet Bewirtschaftungseinschränkungen und negative Folgen für die Entwicklung ihrer Höfe.

Welche Auswirkungen hat ein möglicher Nationalpark auf den Windkraftausbau in der Region?

In Nationalparken sowie auch in Naturschutzgebieten wird es keine Windkraft geben. Da große Teile der Egge bereits geschützt sind, ist ein massiver Ausbau schon jetzt nicht möglich, sodass die Argumentation von Befürwortern, mit einem Nationalpark kann der Windkraftausbau gestoppt werden, hinfällig ist. Auf angrenzenden Flächen bleibt der Ausbau aber möglich, sofern vom Regionalplan nicht anders geregelt.

Wer verwaltet den Nationalpark und wer trägt die Kosten?

In Deutschland haben Nationalparke eine eigene Verwaltung, die vom jeweiligen Land finanziert wird. Die Finanzierung umfasst Personalkosten, Betriebskosten sowie die Finanzmittel zur dauerhaften Erfüllung aller Aufgaben und Maßnahmen der Verwaltung. Die Kosten für einen Nationalpark Egge werden pro Jahr auf rund sieben bis zehn Millionen Euro geschätzt.

Was ist in einem Nationalpark erlaubt?

Grundsätzlich ist in einem Nationalpark alles erlaubt, was der Natur keinen Schaden zufügt oder sie nachhaltig stört. Beim Besuch im Nationalpark dürfen nur ausgewiesene Wanderwege betreten werden. Auch Hunde dürfen angeleint mit in den Park genommen werden.

Was ist in einem Nationalpark nicht erlaubt?

Es ist nicht erlaubt, die ausgewiesenen Wege zu verlassen und Wildtiere durch eigene Handlungen zu stören, zu füttern oder gar zu fangen. Auch das Sammeln von Beeren oder Pilzen ist streng verboten. Das Entzünden von Feuer oder das Übernachten im Nationalpark ist ebenso verboten wie das Zurücklassen von Müll. Hunde dürfen zwar grundsätzlich mit in den Park, jedoch zu keiner Zeit abgeleint werden. In der Kernzone (rund 75 Prozent der Gesamtfläche) herrscht striktes Betretungsverbot.

Wie werden benachbarte Waldgebiete beschützt?

Die Nationalparkverwaltung hat darauf zu achten, dass der Borkenkäfer nicht in benachbarte Wirtschaftswälder ausfliegt und dort Schäden anrichtet. Befürworter argumentieren, dass der Borkenkäfer bei Waldnationalparken dazu beitragen könne, den Lebensraum Wald zu entwickeln, da er natürliche Waldstrukturen fördere. Wir befürchten hingegen noch größere Schäden, die durch den Borkenkäfer oder andere Schädlinge verursacht werden.

Welche Auswirkungen hat ein Nationalpark auf die Jagd?

In der Theorie kommt ein Nationalpark ohne Eingriffe durch den Menschen aus. Insbesondere in den Kernzonen soll dabei eine möglichst ungestörte und natürliche biologische Dynamik entstehen. Die Wald-Nationalparke sind in Deutschland für komplett ungestörte Abläufe allerdings noch zu klein, sodass gezieltes Bejagen von Wildtierarten wie Rotwild, Damwild, Rehe, Wildscheine etc. durch die Nationalparkverwaltung notwendig ist.

Kann ich Einfluss auf die Entscheidung für oder gegen einen Nationalpark nehmen?

Die Landesregierung NRW sieht vor, dass die Bewerbung für einen Nationalpark aus der Region kommen und dort von dem Kreis oder den Kreisen beschlossen werden soll. In den Kreisen Paderborn und Höxter ist mittlerweile ein Bürgerbegehren durch Unterschriftensammlungen erfolgreich abgeschlossen worden. Dadurch wird es mit letztem Abgabetermin am 12.Juni zu einem Bürgerentscheid per Briefwahl kommen. Die Wahlunterlagen werden automatisch per Post zugestellt. Ein Bürgerentscheid ist als gleichwertig zu einem Kreistagsbeschluss anzusehen. Die Bürger entscheiden dann anstelle des Kreistages. Bei der Briefwahl geht es darum, die Frage nach einer Nationalpark-Bewerbung mit „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten. Sie müssen dann bis zum 12.Juni zurück im Kreishaus sein. Wahlberechtigt sind alle Über-16-Jährigen eines Kreises, die bei anderen Wahlen ebenso stimmberechtigt sind. Damit ein Bürgerentscheid erfolgreich ist, muss zweierlei erfüllt sein. Erstens muss der Vorschlag die Mehrheit aller abgegebenen Stimmen erhalten und zweitens auch noch das Zustimmungsquorum erreichen. In Paderborn sind das 15 Prozent der Wahlberechtigten, in Höxter sogar 20 Prozent, weil der Kreis Höxter weniger Einwohner hat. Beispiel: Stimmen im Kreis Paderborn 14 Prozent der Wahlberechtigten für eine Bewerbung und 13 Prozent dagegen, kommt der Bürgerentscheid nicht zum Tragen, weil das Zustimmungsquorum nicht erreicht wurde.

Bis wann kann sich ein Kreis um einen zweiten Nationalpark in NRW bewerben?

Das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW hat bei seiner Pressekonferenz am 06. September 2023 über das Verfahren zur Bewerbung um einen zweiten Nationalpark informiert und in dem Zuge die Bewerbungsfrist auf den 31. März 2024 datiert. Laut jüngster Meldung aus dem Umweltministerium stellt der 31. März keine Ausschlussfrist dar, sodass darüber hinaus Bewerbungen möglich sind. Grund für diese Fristverlängerung scheint die nüchterne Tatsache zu sein, dass bisher keine Bewerbung vorliegt. Wie bei uns, in den Kreisen Paderborn und Höxter, scheinen sich die Diskussionen und Entscheidung für eine Bewerbung auch in anderen Regionen hinzuziehen.

Was passiert, wenn sich niemand um einen Nationalpark bewirbt?

Da die Landesregierung keiner Region einen Nationalpark überstülpen möchte, wird es keinen Nationalpark geben, wenn sich keine Region bewirbt.

Wie lange dauert es, bis sich ein Wald dem naturnahen Zustand wieder annähert?

Pauschal kann man das nicht sagen. Die Entwicklung der Natur hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, darunter die vorherrschende Flora und Fauna, den Zustand des Gebiets bei der Errichtung eines Nationalparks, Wetterbedingungen und andere Einflüsse. Einige Jahrzente bis Jahrhunderte wird der Prozess, hin zu einem naturnahen Zustand ohne nachweisbaren Einfluss des Menschen, aber dauern.

Wie viel teurer ist ein Nationalpark gegenüber den aktuellen Schutzmaßnahmen bzw. wie viel kostet ein Nationalpark jährlich?

Die Kreisverwaltung rechnet mit Kosten von sieben bis zehn Millionen Euro pro Jahr, sollte der Nationalpark Wirklichkeit werden. Die laufenden Kosten wären vom Land NRW zu tragen.

Was sind Pufferzonen?

Die Pufferzone ist Teil der Zonierung eines Schutzgebietes. Eine Pufferzone liegt an bzw. um einen zu schützenden Bereich, um diesen von negativen Umwelteinflüssen (z.B. von Siedlungsbereichen) abzuschirmen. Pufferzonen dienen auch dem Schutz des typischen Landschaftsbildes.

Sind Pufferzonen möglich?

Von den Nationalparkbefürwortern wird immer behauptet, es gäbe keine Pufferzonen. Das stimmt so nicht! So wurde beispielsweise im Nationalpark Eifel konkrete Handlungsempfehlungen zu dieser Thematik gegeben: „D (wie Defizite): Dem Nationalpark Eifel ist keine wie von der IUCN geforderte Pufferzone entlang der Nationalparkgrenzen vorgelagert. H (wie Handlungsempfehlung): Ankauf oder langfristige Anpachtung von an den Nationalpark angrenzenden Flächen zur Einrichtung kleinräumiger Pufferzonen.“ (Quelle: Bd. 2 Bestandsanalyse 2013; Schriftenreihe zum Nationalpark Eifel Bd. 6), Abschnitt B (Rechtliche und planerische Grundlagen) im gelb gekennzeichneten Analysebericht S. 58, 2. Spalte bemängelt: Diese Aussagen entsprechen genau den Befürchtungen der Landwirte und Privatwaldbesitzer, die Anlieger an der geplanten Nationalparkkulisse in der Egge sind.

Was sagen Naturschutzverbändezu Pufferzonen?

Der NABU betont in seiner Stellungnahme die Dringlichkeit von Pufferzonen und Schutzmaßnahmen in Naturschutzgebieten. Insbesondere die einzigartige Lage der Egge wird dabei hervorgehoben. Der Vergleich mit anderen Nationalparken wie der Eiffel sei aufgrund der besonderen Infrastruktur, bestehend aus Autobahnen, ICE-Trassen, Windkraftanlagen, Siedlungen und Industriegebieten, nicht zielführend. Die Egge stehe vor spezifischen Herausforderungen, die eine individuelle Herangehensweise erfordern.

Die Stellungnahme des NABU verdeutlicht die bereits bestehenden Forderungen nach Schutzmaßnahmen und unterstreicht die Notwendigkeit, die Besonderheiten jeder Region bei der Planung von Naturschutzgebieten zu berücksichtigen.

Quelle




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